Lebenslauf des Malers Walter Kroemmelbein, genannt Kroe
In Anführungszeichen und kursiv gesetzte Zitate sind von Kroe selbst formuliert und stammen aus Briefen, persönlichen Unterlagen und Gesprächen mit dem Künstler.
18.12.1912 geboren in Gießen (Hessen) als Sohn von Karola (geb. Möller) und Heinrich Kroemmelbein (Geometer/Vermessungsingenieur)
Dezember 1919 Tod der Mutter. Der junge Kroe kommt mit der zweiten Frau seines Vaters nicht zurecht und zieht zur Großmutter.
1922-1932 Staatl. Realgymnasium in Gießen. Handschriftliche Eintragung im Abiturszeugnis: „Er beabsichtigt, Reklamezeichner zu werden“.
1932-1934 Kroe absolviert eine kaufmännische Lehre, die für ihn selbst „wenig befriedigend“ ist.
1935-1939 Studium am Städelschen Kunstinstitut (ab 1943 Staatliche Hochschule für Bildende Künste) in Frankfurt am Main.
Schwerpunkte des Studiums:
– „großfiguriges Rahmenbild“
– „Wandbild (Fresco, Mosaik, Sgraffitto)“
– „freie Graphik (Holzschnitt, Radierung,Lithographie)“
Seine Lehrer:
– Karl Peter Röhl („Bauhausschüler“)
– Johann Vincenz Cissarz („Mitbegründer des Jugendstils“)
– Friedrich Karl Dellavilla u.a.
ab 1938: „Meisterschüler und Assistent von Prof. Cissarz“
ab 1939: „erste Ausstellungen“
Januar 1940 Einberufung zur Wehrmacht, Kroe wird als Soldat einer „Panzerspähkompanie“ zugeteilt.
Dezember 1940 Heirat mit der Musikerin Gertrud Schlömann, genannt Trudi, aus Borgholzhausen, die zur gleichen Zeit wie Kroe in Frankfurt studierte.
Juni 1941 „schwere Verwundung in Russland“
1942-1945 Geburt der Kinder Felicitas, Cornelius und Claudius.
Nach seiner Genesung wird Kroe als „Kriegsmaler“ einberufen und beauftragt, „in nahezu allen Ländern Europas“ mit den Werken der offiziellen NS-Kunst Ausstellungen zu organisieren. Außerdem arbeitet er bei der „Herausgabe berufsfördernder Schriften für die im Felde befindlichen Kunststudenten“ mit.
November 1945 Entlassung aus der französischen Kriegsgefangenschaft.
Kroe lässt sich in Borgholzhausen, dem Wohnsitz seiner Frau, als „freier Maler“ nieder. In den folgenden Jahren entstehen viele gegenständliche Aquarelle und Ölbilder „impressionistischer Prägung“ mit Motiven rund um Borgholzhausen und von der Nordseeinsel Norderney, außerdem eine ganze Reihe von Porträts.
1946-1956 Ein Jahrzehnt geprägt von der „Suche nach neuen Werten und der Sorge um das Brot meiner Familie.“ Kroe übernimmt die „künstlerische Ausgestaltung von 14 neu gebauten Schulen“.
Er zeichnet Illustrationen für einen Schulbuchverlag. Außerdem hält er „zahlreiche Vorträge über Volkskunst-Ornamentik und moderne Malerei“ und verfasst regelmäßig eine Zeitungskolumne zu heimatkundlichen Themen mit selbst gefertigten Skizzen.
Ab 1952 Kroe wendet sich ohne Kompromisse und ausschließlich der „ungegenständlichen, absoluten Malerei“ zu.
1953 Anschluss an die Frankfurter Quadriga, die für viele Kunsthistoriker „die erste avantgardistische Künstlergruppe Deutschlands nach dem ZweitenWeltkrieg“ ist (Quelle: Wikipedia). Ihre Ausstellungen in der Zimmer Galerie Franck in Frankfurt erregt „in den frühen 50er Jahren großes Aufsehen“ (Quelle: ebd.). Durch spontan aufgetragene, oft wild bewegte Farbflecken wollen sich die so genannten abstrakten Expressionisten von der bis dahin vorherrschenden geometrischen Abstraktion und dem Surrealismus befreien. Einen zuvor entworfenen Gestaltungsplan für ihre Bilder lehnen diese jungen Maler ab. Den damals aufkommenden Begriff Tachismus (von französisch la tache: der Fleck) möchten sie eigentlich nicht übernehmen.
1955 In Frankfurt am Main stellt Kroe in der Zimmergalerie Franck zum ersten Mal informelle Bilder aus. Die Eröffnungsrede hält sein Maler-Freund und Quadriga-Mitglied Bernhard Schultze. In der Presse wird die Ausstellung gut besprochen: „Die Farben haben etwas rauschhaft Verströmendes und sind zugleich kultiviert“ (H.M.Wingler in Neue Presse vom 22.6.1955) .
1957-1959 Um für den Unterhalt seiner fünfköpfigen Familie aufkommen zu können, entschließt sich Kroe mit 45 Jahren für den Lehrerberuf. Dies ist in jenem Alter nur in seinem Heimat-Bundesland Hessen möglich. Deshalb: Ausbildung zum Kunsterzieher am Pädagogischen Institut Darmstadt.
1959-1963 Das Pädagogische Institut (ab 1963 Pädagogische Hochschule) Darmstadt übernimmt Kroe als Dozenten für Kunsterziehung. Er unterrichtet und betreut Studenten, die sich als angehende Lehrer für das Fach Kunst entschieden haben.
1963 Kroe ist Mitbegründer der Galerie Patio (mit Verlag), zunächst in Neu-Isenburg bei Frankfurt, später in Frankfurt-Sachsenhausen. Bald wird klar, dass „die Stunden des Glücks die in der Galerie“ sind. In der Galerie Patio werden Ausstellungen und Lesungen organisiert. Sie wird von einer Künstlergemeinschaft geführt, in der Kroe über viele Jahre hinweg intensiv mitarbeitet.
1964 Wechsel in den Schuldienst. Kroe übernimmt an der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Sprendlingen (Landkreis Offenbach) für nahezu alle Klassen den Unterricht im Fach Kunsterziehung. Obwohl die Lehrertätigkeit nicht wirklich seiner künstlerischen Berufung entspricht, gestaltet der Maler Kroe einen lebendigen, und einfühlsamen Unterricht. Nur in der Freizeit kann Kroe weiterhin malen.
1975 Versetzung in den Ruhestand und endgültige Rückkehr nach Borgholzhausen. In den folgenden Jahren entstehen zahlreiche Bilder und Lithographien, die der Maler Kroe allein oder gemeinsam mit anderen Künstlern in einer Reihe von Ausstellungen zeigt: Kunsthalle Bielefeld, Salon du Grand Palais Paris, Veerhoffhaus Gütersloh, Daniel-Pöppelmann-Haus Herford u.a.
20. Januar 1988 Tod durch eine zu spät erkannte Lungenentzündung.